DAS MONUMENTAL-RELIEF IN BOZEN:
VON HANS PIFFRADER ZU HANNAH ARENDT

DER SCHÖPFER DES RELIEFS: HANS PIFFRADER

Hans Piffrader (Klausen 1888 – Bozen 1950). Lebenslauf
Hans Piffrader wurde 1888 in Klausen geboren. Von 1906 bis 1911 besuchte er die Staatsgewerbeschule in Innsbruck, von 1911 bis 1915 studierte er Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Ab 1915 wurde er mit dem 2. Regiment der Tiroler Kaiserjäger an der Südfront eingesetzt. 1918 aus Krankheitsgründen beurlaubt, schloss er seine künstlerische Ausbildung an der Wiener Akademie bei den Professoren Edmund von Hellmer und Josef Müller ab.
1923 erhielt Piffrader seinen ersten öffentlichen Auftrag – er wurde mit dem Entwurf des Kaiserjägerdenkmal auf dem Bergisel bei Innsbruck betraut. 1924 kehrte er nach Klausen zurück und unternahm in der Folge Studienreisen nach Paris und nach Deutschland. 1925/26 beteiligte er sich an der Ausstellung Tiroler Künstler, die in sieben deutschen Städten gezeigt wurde. In diesen Jahren schuf er auch das Denkmal für den Gefallenenfriedhof von Gelsenkirchen.
1931 übersiedelte Piffrader nach Bozen. Hier kam er in engeren Kontakt mit der vom faschistischen Regime kontrollierten Künstlerszene. Zwar nahm der Faschismus nicht unmittelbar Einfluss auf Stilfragen, doch zielte er auf Konsensstiftung ab – gut organisierte Ausstellungsmöglichkeiten, öffentliche Auszeichnungen und Aufträge boten hierzu vielfältig Anreiz. Piffrader hatte bereits an den Bozner Biennalen von 1922 und 1924 mitgewirkt. Auch von 1930 bis 1940 nahm er an den diesen Ausstellungen teil und wurde mehrere Male ausgezeichnet.
1932 trat Piffrader dem faschistischen Künstlersyndikat bei und beteiligte sich an dessen Ausstellungen in Trient (1937) und Padua (1939), ebenso 1938 an der wichtigen Ausstellung der Südtiroler und Trentiner Künstler in Rom. Bei dieser Gelegenheit überreichte er Mussolini eine verkleinerte Nachbildung des Reliefs Veni, vidi, vici, das er im selben Jahr für die Handelsoberschule „Cesare Battisti“ geschaffen hatte und das die Niederlage des „Löwen von Juda“ zum Sieg über Äthiopien stilisierte. 1939 schuf Piffrader, dem zudem der Ehrentitel eines „Cavaliere“ verliehen wurde, das Relief an der Fassade des Bozner Sparkassengebäudes. Im selben Jahr erhielt er den Auftrag für das Relief am Parteisitz, an dem er bis zum Jahr 1942 arbeitete.
1940 wurde Piffrader Mitglied der Faschistischen Partei Italiens.
1946 war er Gründungsmitglied des Südtiroler Künstlerbundes und wurde im Folgejahr zu dessen Präsidenten ernannt.
Hans Piffrader verstarb 1950 in Bozen.

Die ersten bildhauerischen Arbeiten Piffraders waren nachhaltig von der Wiener Kunstszene, insbesondere der Sezession, geprägt.
Nach dem traumatischen Erlebnis des Ersten Weltkriegs näherte er sich dem Expressionismus (vor allem in der Spielart von Egon Schiele und Alfred Kubin) an. Eine Reihe von Zeichnungen aus dieser Zeit dokumentiert die tiefe dramatische Grundspannung des Künstlers und seine pessimistische Lebensauffassung.
Bei den für den öffentlichen Raum bestimmten Skulpturen der späten 1930er Jahre verließ Piffrader mehr und mehr die Pfade des Expressionismus und wandte sich einem strengen Monumentalstil mit statischen Figuren und theatralischem Gestus zu. Es darf hierbei nicht vergessen werden, dass die Gestaltung des Reliefs am Parteisitz stark von den Anweisungen des eigens für die Bauaufsicht eingerichteten Komitees gelenkt wurde.
In der Nachkriegszeit versiegte Piffraders künstlerisches Schaffen fast vollständig, obgleich er als Mitglied des Künstlerbundes weiterhin im Kunstbereich tätig blieb.

Hans Piffrader in seinem Atelier in Bozen

Erstes Gipsmodell zum Relief (linker Teil und Mitte)

Gesamtentwurf

3 Entwürfe zum Mittelteil des Reliefs

Gegenüberstellungen von Einzelentwürfen und Ausführungen

Gegenüberstellungen von Einzelentwürfen und Ausführungen

 

 

 

 

 

 

 

Hans Piffrader, um 1948, im
Alter von ca. 60 Jahren

Hans Piffrader, Relief „Veni, vidi, vici“ mit der Darstellung des „Der Löwen von Juda“, in der Fachoberschule für Wirtschaft „Cesare Battisti“ in Bozen, 1938